Ein Tag im Zeichen der Barrierefreiheit

Veranstaltungen, die sich konsequent, informativ und ohne falsche Scheu mit dem Thema Barrierefreiheit in der IT beschäftigen, sind selten. Am 20. April 2015 veranstaltete die T-Systems Multimedia Solutions im Kölner Schokoladen-Museum aber eine wirklich gute Fachkonferenz rund um das Thema IT für Menschen mit Einschränkungen. Da Accessibility in Software für uns Herzensangelegenheit ist, war Armin für HeiReS ebenfalls vor Ort …

Schon bei der Registrierung merkte man die Nähe zu Betroffenen. So waren sehr viele Teilnehmer bei der Konferenz dabei, die selber unter Seheinschränkungen, Blindheit, Hörschädigungen oder sonstigen körperlichen Einschränkungen zu leiden hatten. Aber auch die Sprecher waren zum Großteil selber Betroffene, was den Vorträgen und der gesamten Veranstaltung einen herausragend hohen Praxis- und Realitätsbezug gab.

Auch durch die meisten der Vorträge setzte sich dieser Praxisbezug weiter fort. So zeigte Klaus-Peter Wegge vom Siemens Accessibility Competence Center am Beispiel seines Anreisetages zur Konferenz ganz konkret, welche Apps auf seinem PC und Smartphone ihm als Blinden das tägliche Leben erleichtern. André Meixner, Leiter des MMS Testcenter für Accessibility, gab interessante Einblicke in Tests und Ergebnisse von Desktop-, Web- und iOS-Anwendungen, die eindeutig Handlungsbedarf aufweisen aber auch den deutlich steigenden Bedarf an behindertengerechter Software zeigten. Dr. Steffen Puhl von der Universität Gießen und Ursula Weber von der T-Systems MMS zeigten als Betroffene die akuten Probleme in Theorie und Praxis, denen sich Blinde im Kontext des E-Learning stellen müssen. Auch hier war der Tenor ein akuter Handlungsbedarf aber auch die Erkenntnis, dass Barrierefreiheit heutzutage eigentlich von vorneherein in Software-Projekten berücksichtigt, dann aber auch konsequent umgesetzt werden sollte. Im Schlussvortrag gab Michael Herbst von der Christoffel Blindenmission Einblicke in rechtliche Situation von Integration und Integrationsförderung, wies aber auch explizit darauf hin, wie groß hier die Unterschiede zwischen Gesetzestexten/Vorgaben und der Realität leider sind.

Besonders beeindruckend war neben den Vorträgen zu sehen, wie herausragend, schnell und sicher die Sprecher mit ihren Computern und mobilen Geräten agierten, die mit entsprechenden Apps wie Screen Readern etc. ausgestattet sind. Aber auch diese Tools und Erweiterungen zur Verbesserung der Usability von Behinderten zeigten selbst während der Vorträge ihre Schwächen und mögliches Verbesserungspotential.

Ein frei übersetztes Zitat aus einem der Vorträge lautet „IT macht für Menschen ohne Behinderungen Dinge einfacher, für Menschen mit Behinderungen aber überhaupt erst möglich“. In unserer weitestgehend computerisierten Gesellschaft und Arbeitswelt, sowie mit den uns heutzutage zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, sollte also die Integration von Menschen mit Einschränkungen als Nutzergruppen kein „Feature“ sondern selbst auferlegte Verpflichtung werden.

Armin vom HeiReS Team

Links:
Veranstalter der Fachkonferenz T-Systems MMS
Twitter-Stream der Veranstaltung
Bundeskompetenzzentrum Barrierefreiheit
CBM Christoffel Blindenmission