Barrierefreiheit Top 5 Irrtümer und deren Richtigstellung

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Betrifft mich nicht

Einschränkungen, die Einfluss auf die Nutzung von interaktiven Systemen haben, fangen im Kleinen an, damit meinen wir vermeintlich „kleine“ Einschränkungen. Ca. 10 % aller Männer leiden an Farbsehschwächen. Ca. 35 % der Deutschen sind dauerhaft auf eine Sehhilfe angewiesen. Das sind nur zwei Beispiele, die Einfluss auf die Nutzung von digitalen Lösungen haben und daher in Design und Entwicklung berücksichtigt werden sollten.

Brauch ich nicht

Gerade bei kommerziell ausgerichteten digitalen Lösungen kommt es darauf an, möglichst viele potentielle Kunden zu erreichen. Der logische Umkehrschluss ist, keine Zielgruppen auszuschließen, die sonst ggf. zum Wettbewerb wechseln oder diesen vorziehen könnten. Unabhängig von rein wirtschaftlichen Aspekten kann sich zukünftig niemand mehr vor Barrierefreiheit verschließen. Dank EU- und bundesweiter Gesetzesvorgaben werden Barrierefreiheit und die Ermöglichung der Teilhabe von Menschen mit Einschränkungen in den kommenden Jahren Schritt für Schritt verpflichtend. Diese zu ignorieren kann empfindliche Strafen und Schäden zur Folge haben.

Lohnt sich nicht

Die Frage, ob sich etwas „lohnt“, hängt eng mit der Frage zusammen, mit welcher Motivation man ein Unternehmen, eine Plattform, ein digitales System oder Software generell herstellt oder vertreibt.  Wirtschaftliche und rechtliche Aspekte mal ganz außen vor gelassen, sagt ein proaktiver Umgang mit Teilhabe auch viel über die soziale Verantwortung eines Unternehmens aus. Der Umkehrschluss von Barrierefreiheit ist offen ausgesprochen das Ausschließen von Menschen mit Einschränkungen, wessen sich gewiss eigentlich niemand bewusst schuldig machen möchte.

Haben wir schon

Es mag ernüchternd klingen, aber die wenigsten digitalen Lösungen, die vermeintlich barrierefrei gestaltet wurden, sind es tatsächlich. Das liegt oft nicht am Willen der Betreiber oder an technologischen Möglichkeiten. Gründe sind vielmehr einfach fehlende Sensibilität und Kompetenz über Umfang und Tragweite des ganzen Themas. So scheitern z. B. viele Webseiten, die mit angeblich barrierefreien Baukasten-Systemen entwickelt worden, dennoch am BITV Test oder an einer Experten-Prüfung.

Viel zu kompliziert / teuer

Kennt man die Möglichkeiten gestaltungs- und entwicklungstechnisch Barrierefreiheit zu ermöglichen und verfügt über entsprechende Kompetenzen in der Umsetzung, ist ein pragmatischer und effizienter Weg dorthin oftmals überraschend schnell und kostengünstig machbar. Bei Barrierefreiheit bzw. deren Ermöglichung geht es nämlich meistens nicht darum, komplett neue Wege gehen oder neue Technologien etablieren zu müssen. In den meisten aktuellen Systemen und Lösungen sind alle Möglichkeiten vorhanden, sie müssen nur entsprechend eingesetzt werden.